Ausstellungen & Geschichte der
Künstlergruppe Bonn
Die Jahre 1959 bis 1983
Ausstellungen & Geschichte der Künstlergruppe Bonn 1959 bis 1983
1947 – 1984: Quelle: Chronik Künstlergruppe Bonn, Horst Rave, ISBN 3-416-01849-4 / 1984
Die Ära Ernemann Sander:
1959 - 1964
In der Mitgliederversammlung am 23. September 1959 wählte die Künstlergruppe ihren Vorstand neu:
Erster Vorsitzender: Ernemann Sander, zweiter Vorsitzender: Manfred Weil, Schriftführer: Hans Kurth Honrath, Kassierer: Otto Baumann
Damit beginnt die Ära Ernemann Sander, der – mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 1965 und 1968 – über mehr als zwanzig Jahre als erster Vorsitzender die Geschicke der Künstlergruppe Bonn e.V. leitete.
1960
Künstlergruppe Bonn 1960
Städtische Kunstsammlungen
„Hiermit bestätige ich Ihnen die bereits vor längerer Zeit mündlich gegebene und zwischenzeitlich schon in der Praxis geübte Zusage auf Überlassung des Ausstellungsraumes „Kurfürstliches Gärtnerhaus“ an die Bonner Künstlergruppe zur Ausstellung von Werken ihrer Mitglieder. Die Überlassung erfolgt mietfrei und erstreckt sich nur auf die Dauer der jeweiligen, in eigener Regie durchgeführten Ausstellungen, die im Einzelfall die Dauer von vier Wochen nicht überschreiten sollen …
Das Programm und die Organisation der einzelnen Ausstellungen obliegen der Bonner Künstlergruppe. “ (Brief an die Künstlergruppe Bonn vom 12. Mai 1960)
1960
Große Berliner Kunstausstellung
Ausstellungshallen am Funkturm Berlin
1960 - 1961
Weihnachtsausstellung
Kurfürstliches Gärtnerhaus
Parallel zur Jahresausstellung im Gärtnerhaus mit 20 Teilnehmern fand in der Berufsschule Bad Godesberg eine Schau mit 87 Arbeiten von 41 Künstlern statt, 24 von ihnen gehören der Künstlergruppe Bonn an (10. Dezember 1960 – 8. Januar 1961):
1960 - 1961
Ausstellung: Malerei, Graphik, Plastik
Städt. Berufsschule, Plittersdorfer Straße
Es ist eigentlich für die gegenwärtige Kunstsituation charakteristisch, daß eine Ausstellung Godesberger Künstler in der Stadthalle auffallend viele Werke an der Grenze zur Abstraktion zeigt, sie haben die wohl für unser Sehen und Erleben typische Sicht, die alles Zufällige abstreift und dem Wesen eines Vorgangs oder eines Zustandes nahezukommen versucht:“ (GA, 30. November 1961, us) Die meisten der ausstellenden „Godesberger“ sind Mitglieder der Bonner Künstlergruppe.
1962
Godesberger Künstler
Stadthalle
23. Oktober bis 21. November 1962: „Atelier de la Monnaie“ zu Gast
„Die hiesige Künstlergruppe hat durch Vermittlung ihres Mitgliedes, des geborenen Bonners und Pariser (sic.) Malers Leo Breuer, die Gruppe „Atelier de la Monnaie“ aus Lille zu Gast, mit einer Ausstellung im Kurfürstlichen Gärtnerhaus …(GA, 23. Oktober 1962, us)
1962
Sommerausstellung Malerei, Plastik, Graphik,
Kurfürstliches Gärtnerhaus
1962
Winterausstellung
Kurfürstliches Gärtnerhaus
1963
Rencontre Lille
Lille, Palais Ribour
Vermittelt durch den Direktor des Goetheinstitutes in Lille, Frankenberger, und den periodisch in Frankreich lebenden Leo Breuer, im Austausch zu einer kleinen Ausstellung Liller Künstler im Gärtnerhaus wurde die `Bonner Künstlergruppe´ zu einer Ausstellung eingeladen. Hans Dotterweich und Willy Strucke brachten eine Wagenladung Bilder nach Lille, um sie im Kellergewölbe des „Palais Ribour“ aufzubauen. An der Grenze gab es jedoch Zollschwierigkeiten, und der Transport mußte von Direktor Frankenberger nach zwei Tagen Aufenthalt ausgelöst werden. Im Anschluß an die Eröffnung gab es im mittelalterlichen Gebäude der Liller Künstler, dem „Atelier de la Monnaie“, ein rauschendes Fest für die zahlreich angereisten Bonner.
Mitgliederversammlung vom 14. November 1963 – Schlüsselgewalt im Gärtnerhaus:
„Herr Sander erklärt die Schlüsselübergabe im Gärtnerhaus. Die Stadt erkennt nur die Künstlergruppe als zuständig für dort stattfindende Ausstellungen an. Für hiesige Künstler Anmeldung bei der Künstlergruppe, für auswärtige Künstler Anmeldung durch den Kunstverein bei der Künstlergruppe.“ (Protokoll vom 19. November 1963)
1963
Weihnachtsausstellung Graphik und Kleinplastik
Kurfürstliches Gärtnerhaus
Graphik heißt das Leitthema der diesjährigen Winterausstellung, wobei das Kriterium der Auswahl nicht nur die graphische Technik, sondern auch die graphische Wirkung war. Begrenzungen setzte man auch für die Formatgröße, so daß die Begegnung mit vorzüglicher Kleinkunst, `kammermusikalischen´ Arbeiten, gegeben ist.“ (BR, 05. Dezember 1993, -dt)
1964
Ausstellung Künstlergruppe 1964
Stadthalle Bad Godesberg, Terassensaal
„Die Initiative zu der Ausstellung ging vom Godesberger Kulturamt aus, das die bildenden Künstler unseres Raumes künftig alljährlich zu einer derartigen Schau einladen will.“ (GA, 04. November 1964, Dr. F.)
1964 - 1965
Weihnachtsausstellung, Graphik
Kurfürstliches Gärtnerhaus
1965 - 1967
In der Mitgliederversammlung am 11. Februar 1965 wählte die Künstlergruppe ihren Vorstand neu:
Erster Vorsitzender: Hans Dotterweich, zweiter Vorsitzender: Ernemann Sander, Schriftführer: Willy M. Stucke, Kassierer: Otto Baumann
1965
Künstlergruppe Bonn
Städtische Kunstsammlungen
1965 - 1966
Angewandte Kunst
Kurfürstliches Gärtnerhaus
„Von einer ganz neuen Seite präsentieren sich von heute an zehn Künstler der Künstlergruppe Bonn in einer Ausstellung im Kurfürstlichen Gärtnerhäuschen. Sie zeigen nämlich, daß wir Bonner täglich an einigen ihrer Werke vorbeigehen, ohne daß wir sie sonderlich beachten oder etwa von ihnen wissen. Unter dem Titel ´Angewandte Kunst´ zeigen sie Kunst am Bau, Gebrauchsgrafik, Illustration und Plakat.“ (GA, 21. Dezember 1965, Dr. F.)
1966
Gäste der Künstlergruppe
Kurfürstliches Gärtnerhaus
„16 zum großen Teil unbekannte Bonner Künstler, die Aufnahme heischen bei der Künstlergruppe Bonn, stellen sich gegenwärtig mit 45 von insgesammt 86 eingereichten Arbeiten im Kurfürstlichen Gärtnerhaus der Bonner Öffentlichkeit. Drei Jahre hintereinander werden ihre Arbeiten eine gestrenge Jury passieren müssen, dreimal muß den Parcour bestehen, wer sich Mitglied der Künstlergruppe Bonn nennen möchte.“ (BR, 27. Juli 1966, G-z)
1966
Kleine Formate
Kurfürstliches Gärtnerhaus
Jährliche Weihnachtsausstellung mit Arbeiten kleiner Formate. „Mit jeweils einer, höchstens drei Arbeiten stellen sich 22 Künstler der Künstlergruppe Bonn … dem Publikum.“ (15. Dezember 1966, G–z).
1967
Künstlergruppe Bonn
Haus der offenen Tür, Kölnstraße, Bonn
Zum 10-jährigen Bestehen findet im Haus der offenen Tür, Kölnstaße, Bonn, eine Ausstellung statt, an der sich 15 Mitglieder der Gruppe beteiligen.
1968 - 1975
„Die letzte Sitzung der Künstlergruppe Bonn e. V. fand am 8. Februar 1968, 20 Uhr im Hotel La Roche statt. Es waren 18 Mitglieder anwesend … Hauptpunkt der Tagesordnung war die Wahl eines neuen Vorstands.“ (Mitteilung an den Notar)
„Hans Dotterweich hat sein Amt als 1. Vorsitzender an Ernemann Sander abgegeben. 2. Vorsitzender wurde W. M. Strucke, Arno Reins sitzt nun auf Manfred Weils Schriftführerstuhl, und Dirk Otto ist im neuen, wie im alten Vorstand der Kassenwart.“ (GA, 10/11. Februar 1968)
1968
Contra-Club und Bundeshaus
Contra-Club und Bundeshaus-Restaurant
„Im Rahmen der jüngst gegründeten Interessengemeinschaft zwischen dem Contra-Club, der Bonner Künstlergruppe, der Are-Künstlergilde und der Künstlergruppe Bobo wurde jetzt eine Gemeinschaftsausstellung der Künstlergruppe Bonn eröffnet. Besonderheit: die 15 ausstellenden Künstler sind nicht nur im Contra-Club mit ihren Werken, von denen dort 49 gezeigt werden, vertreten, sondern auch gleichzeitig im Bundeshaus-Restaurant, wo 13 Bilder hängen. Wie wir berichteten, wird der Conta-Club diese Art der Ausstellungskombination künftig auch bei anderen Bilder- und Plastikschauen verwirklichen.
Für die Bonner Künstler sicherlich eine günstige zusätzliche Möglichkeit, außerhalb des Kurfürstlichen Gärtnerhäuschens mit ihren Arbeiten an eine breite Öffentlichkeit zu treten.
Die Schau im Conta-Club war, bei der Anzahl der Ausstellenden nicht verwunderlich, eine ausgesprochen bunte, sprich vielseitige Angelegenheit.“ (GA, 1968, M.N.)
1968
Bonner Künstler ´68
Bonner Kunstverein, Rheinisches Landesmuseum, Bonn
1968
Weihnachtsausstellung der Künstlergruppe Bonn
Kurfürstliches Gärtnerhaus
1969
Handzeichnungen
Kurfürstliches Gärtnerhaus
„Die Bonner Künstlergruppe hat ihre neue, für einen längeren Zeitraum gedachte Ausstellung im Kurfürstlichen Gärtnerhaus der „Handzeichnung“ gewidmet. Es ist wohl eine der erstaunlichsten Beobachtungen, die man hier machen kann, daß die Handzeichnung sich trotz des Grafik-Booms bei den Künstlern selbst größter Beliebtheit erfreut.“ (BR, 29. Oktober 1969)
„Die Beschränkung wirkt sich positiv aus , nicht nur weil das Gesamtbild der Überschau dadurch geschlossener und fester wird, sondern auch weil man manchen Maler von einer neuen Seite kennenlernt.“ (GA 29./30. November 1969, Dr. F.)
1970
1. Kunstmarkt
vor dem Rheinischen Landesmuseum, Bonn
„Über 1000 Bonner besuchten am Samstag den ersten Kunstmarkt der Künstler vor dem Landesmuseum … Am nächsten Sonntag soll der gelungene Versuch wiederholt werden. Diesmal allerdings, wie Dr. Hugo Borger ankündigte, in der warmen Einganshalle des Landesmuseums.“ (GA, 14. Dezember 1970, GPS)
„Mit 1500 Besuchern hatte der Weihnachts-Kunstmarkt noch größeren Erfolg als am Samstag zuvor.“ (GA, 21. Dezember 1970, fu)
1971
Bonner Künstler 70/71
Bonner Kunstverein, Rheinisches Landesmuseum, Bonn
1971
Künstlergruppe Bonn
Wien-Laxenburg
1971
Schwarz-Weiß
Haus an der Redoute
Schwarz – Weiß, war die erste thematische Ausstellung der Gruppe, eine wichtige Neuerung, um die Ausstellungen sowohl für das Publikum, als auch für die eigene Arbeit interessanter zu machen. Eine Thematisierung zwingt zum Überdenken des eigenen Standortes und bietet vergleich- und bewertbare Arbeiten.
1971
2. Kunstmarkt
Rheinisches Landesmuseum, Bonn
Der zweite Kunstmarkt wurde wie alle folgenden vom Bonner Kunstverein gemeinsam mit den Gruppen veranstaltet.
„Etwas müde und abgespannt saßen die Künstler am Sonntagmittag zwischen ihren Arbeiten und betrachteten gelangweilt die wenigen Besucher des weihnachtlichen Bonner Kunstmarktes. Doch unversehens belebte sich die Szene in der Vorhalle des Rheinischen Landesmuseums. Gegen Abend, als man eigentlcich schließen wollte, drängten sich Interessenten und Kauflustige zwischen den Stellwänden und Tischen, daß man sich nur noch mit Mühe vorwärtsbewegen konnte. Viele wollten buchstäblich noch in der letzten Minute die Gelegenheit nutzen, um Kunst für Weihnachten zu kaufen … Manche der Aussteller meinten, der Markt sei wohl zu kurz vor dem Fest angesetzt worden … Kunstvereinsvorsitzender Dr. Hugo Borger dazu: Die Stadt stellte keinen Pfennig für Werbung zur Verfügung, und der Kunstverein verfügt nicht über die nötigen Mittel.“ (BR, 20. Dezember 1971, Bertram Konrad)
1971
Weihnachtsaustellung
Kurfürstliches Gärtnerhaus
Gerd Schneider in der Bonner Rundschau vom 10. Januar 1972: “ Einiges ist neu, andere Bilder sah man jedoch schon bei früherer Gelegenheit … Eigentlich ist das Gärtnerhaus mit seinem einzigen Raum zu klein, um die Fülle der Bilder (jeder Künstler ist mit mindestens zwei Arbeiten vertreten) unterzubringen und zur Gestaltung zu bringen.“
1972
Künstlergruppe Bonn
Kongresshalle Gießen
Juli/August 1972: Erweiterungsbau des Kurfürstlichen Gärtnerhauses
„Erweiterung und Renovierung des Gärtnerhauses wurden sehr gelobt, allerdings hieß es auch, nach 15 Jahren des Provisoriums sei es endlich Zeit gewesen.“ (Pressenotitz vom 25. August 1972)
1972
Konterfei
Haus an der Redoute
1972
3. Kunstmarkt
Rheinisches Landesmuseum, Bonn
Rund 1200 Bonner hatten sich am Wochenende zum Kunstmarkt im Rheinischen Landesmuseum eingefunden. 50 Künstler der Bonner Gruppen und deren Gäste hatten im großen Ausstellungssaal Kojen aufgeschlagen, um ihre Werke feilzubieten.“ (GA,18. Dezember 1972)
Die Räumlichkeiten hatten sich also von Jahr zu Jahr verbessert.
„Doch die Atmosphäre geriet in den komfortablen Räumen merkwürdig steril … Kunstvereinsvorsitzender Dr. Hugo Borger vermisste den „Knubbeleffekt“, Kommunikation und Verkaufsatmosphäre.“ (BR, 18. Dezember 1972, Bertram Konrad)
1973
Stadtgestaltung
Kurfürstliches Gärtnerhaus
1973
4. Kunstmarkt
Rheinisches Landesmuseum, Bonn
„Mit über 2600 Besuchern war der vom Bonner Kunstverein am Wochenende im Rheinischen Landesmuseum veranstaltete `Kunstmarkt der Bonner Künstler´ ein voller Erfolg … `Kommen Sie bitte trotz Fahrverbot mit Pferd, Rad oder Roller´ hatten die Künstler von den Bonnern gefordert … 65 Künstler waren angemeldet, aber noch einige mehr waren gekommen.“ (GA, 27. November 1973)
1973
Akt
Haus an der Redoute
1974
Handzeichnungen
Haus an der Redoute
1974
Künstlergruppe Bonn
Rathaus Bensberg
1974
Künstlergruppe Bonn
Ministerium für Landwirtschaft und Forsten
„Von der Ausstellung der Künstlergruppe Bonn, die kürzlich in Bensberg stattgefunden hat, hat nun auch das Bonner Ernährungsministerium profitiert. Ein Teil der Exponate (je ein Bild) hat jetzt im Haus 4 des Ministeriums Platz gefunden …“ (BR, 20./21. November 1974)
1974
Bonner Künstler
Bonner Kunstverein, Rheinisches Landesmuseum, Bonn
1974
5. Kunstmarkt
Rheinisches Landesmuseum, Bonn
„Kunstvereinsvorsitzende Dorothea von Stetten schätzte die Zahl der Interessierten, die ihren Weg in `ihren´zweiten Kunstmarkt, dem fünften in der Geschichte des Bonner Kunstvereins, ins Rheinische Landesmuseum gefunden haben, auf über dreieinhalbtausend. Ging das `Geschäft´am Samstag noch schleppend, so setzte am Sonntagnachmittag ein wahrer `run´ auf das Landesmuseum ein, nur mit Mühe konnte man sich an den 60 Ständen der ausstellenden und verkaufenden Bonner Künstler vorbeidrängen.“ (BR, 2. Dezember 1974, Bertram Konrad)
1975
Hommagen und Zitate
Haus an der Redoute
1975: Stellungnahme zur Situation der Künstlergruppe
7. Oktober 1975: Aus einem Gespräch zwischen Ernemann Sander und Lothar Schmidt-Mühlisch:
„Die Bonner Künstlergruppe wird im Oktober 25 Jahre alt … Warum schaltet sich Ihre Gruppe, der immerhin 42 Künstler – und nicht die schlechtesten – angehören, so wenig ins offizielle Kultur-Geschehen ein?“
„Es ist sicher ein Versäumnis, daß wir oft nicht mit dem Knüppel draufgeschlagen haben. Wir haben uns meist nicht richtig verkauft. Aber Sie sehen es doch am Beispiel des früheren Museumsdirektors Dr. Walter Holzhausen, der sich verbittert zurückgezogen hat, und auch am jetzigen Museumsdirektor, der ebenso verbittert ist, daß man in Bonn in Sachen bildender Kunst leicht verzweifeln und resignieren kann. Als die Bonner Künstlergruppe gegründet wurde, war der berühmte `Alfterer Kreis´ der Kern des Vereins. Doch weder Hann Trier, noch Hubert Berke noch Josef Fassbender blieben in Bonn. Fassbender zum Beispiel wäre geblieben, wenn ihm die Stadt Bonn ein Atelier zur Verfügung gestellt hätte. So gab ihm die Stadt Köln eins – und Bonn war einen bedeutenden Maler los. Auch der Berliner Maler Johannes Grützke wäre gern nach Bonn gekommen. Aber man konnte ihm kein Atelier anbieten. Kein Mensch erwartet, daß ein Schauspieler sein eigenes Theater mitbringt, ein bildender Künstler aber soll das tun.“ (Am Rande vermerkt: die Künstlergruppe Bonn lehnte u.a. Grützke als Mitglied ab.)
„Warum üben Sie keinen stärkeren Druck auf die Parteien aus? Warum treten Sie nicht mit konkreten Vorschlägen an die Öffentlichkeit?“
„Sie müssen bedenken, daß nur wenige Künstler von ihrer Kunst leben können. Sie nutzen also außerhalb ihres Brotberufes jede Sekunde zum Malen oder Modulieren (sic.). Eine solche Tätigkeit, wie Sie es sich vorstellen, würde die meisten Künstler überfordern.“
„Als was versteht sich denn dann eigentlich die Künstlergruppe?“
„Die Gruppe ist Nachfolgerin des aus Enttäuschung über das nicht gebaute Kunstmuseum aufgelösten Bonner Künstlerbundes. Damals ging es um die Möglichkeit, gemeinsame Ausstellungen durchzusetzen. Die erste fand ja auch im Kaufhof statt. Aber die Gründung hat wohl auch etwas mit einem inneren Halt durch die Eintragung in das Vereinsregister zu tun. Und die Durchführung von Ausstellungen ist das Hauptziel der Gruppe geblieben.“
„Halten Sie das für ausreichend?“
„Nein, wir haben ja auch den Ausbau des Kurfürstlichen Gärtnerhäuschens zu einem schönen Ausstellungsforum durchgesetzt. In meinem Atelier zum Beispiel gibt es Kurse der Volkshochschule. Und ich weiß nicht, was in Bonn kulturpolitisch in bezug auf bildende Kunst ohne die Arbeit der Gruppe passiert wäre. Allerdings haben Sie recht, wir werden künftig auch stärker politisch aktiv sein müssen.“
„Sie legen so großen Wert auf Ausstellungen. Warum werden dann ausgerechnet die im besagten Gärtnerhaus immer schlechter?“
„Das beklagen wir selbst am meisten. Wir teilen uns den Raum mit der Gruppe `Semikolon´, der Gedok und dem Verband bildender Künstler. Und da darf jeder ausstellen, der will. Ohne Jury, ohne Qualifikation. Das Ergebnis ist entsprechend.“
(Welt, 7. Oktober 1975)
1975 - 1983
1975
Künstlergruppe Bonn
VBK-Gebäude, München
„Im Völkerkundemuseum zu München wurde der Künstlergruppe Bonn eine ganze Flucht von Ausstellungssälen zur Verfügung gestellt, so findet man augenblicklich dort mehrere hundert Werke von Künstlern aus der Landeshauptstadt (sic.) …“ (BR, 22. Oktober 1975, Günter Otto)
1975
6. Kunstmarkt
Rheinisches Landesmuseum, Bonn
Jubiläumsausstellung im Städtischen Kunstmuseum:
1975 - 1976
Künstlergruppe Bonn 25 Jahre
Kunstmuseum Bonn
08. Februar 1976: Mitgliederversammlung
Neuwahl des Vorstandes: Jeweils einstimmig wurdenErnemann Sander zum 1. Vorsitzenden, Dierk Engelken zum 2. Vorsitzenden, Mareile Schaumburg zur Schriftführerin und Josef Trimborn zum Kassenwart gewählt. Eine Beitragserhöhung wurde diskutiert und eine erhöhung auf 40,- DM . (Protokoll)
1976
Wie wir uns sehen
Haus an der Redoute
„Die Stadt Wesseling übernimmt unsere Ausstellung `Wie wir uns sehen´, die im dortigen Rathaus gezeigt werden kann.“ (Rundschreiben)
1976
Wie wir uns sehen
Rathaus Wesseling
1976
7. Kunstmarkt
Gebäude des Bonner Generalanzeiger, Bonn
Der jährliche Kunstmarkt findet im Haus des General-Anzeigers statt, (in einer für neue Drucktechniken vorsorglich leergehaltenen Etage).
„Nicht nur die Jury des Bonner Kunstvereins hatte die Qual der Wahl, als sie unter heißer Diskussion von den über 100 Bewerbern für den diesjährigen Kunstmarkt nur 60 zulassen konnte.“ (BR, 20./21. November 1976, Suzanne Koray)
1977
Grafik
Kurfürstliches Gärtnerhaus
1977
Künstlergruppe Bonn
Foyer des Staatstheaters, Darmstadt
1977
Lyrische Geometrie
Haus an der Redoute
„Wie die derzeitige Ausstellung der Bonner Künstlergruppe im Haus an der Redoute besucht, wundert sich, daß die Gruppe sich nicht früher bereits derartig präsentierte. Während bisher stets alle Gruppenmitglieder an den Ausstellungen beteiligt waren, stellen diesmal nur vier ihre Arbeiten vor; neben dem verstorbenen Leo Breuer sind dies sein künstlerischer Freund Jupp Heinz, Horst Rave und Walfried Pohl. Und vier Künstler können allein aus räumlichen Gründen eine weit beeindruckendere Präsentation bieten als eine gesamte Gruppe.
Wesentlich aber ist, daß hier erstmals ein im stilistischen Sinne geschlossenes Bild erreicht wurde und dies zudem mit einer Richtung, die sich in diesem Ausmaß im Bonner Künstlerspektrum noch nicht in voller Kraft hat zum Ausdruck bringen können. Unter dem glücklich gewählten Motiv `Lyrische Geometrie´ findet der Betrachter vier Varianten abstrakter Kunst in der Tradition konstruktivem Bildgestaltens. Glücklich, weil hier eben das in Einklang gebracht wird, was im allgemeinen Bewustsein nicht vereinbar scheint: Geometrie als rationales Produkt und Lyrik als Emanation musikalischen Komponierens in Wort, Farbe oder Ton.
„Der rechte Winkel ist nicht menschlich – aber Klarheit der Gedanken und Gefühle ist eine Voraussetztung für ein humanes Handeln“, so Horst Rave im Vorwort zur Einladung …“ (GA, 13. Juli 1977, Annelie Pohlen)
1977
8. Kunstmarkt
Fahrzeughalle des THW, Bonn
1978
Wiederaufnahme eines Themas
Haus an der Redoute
1978
Kleiner Kunstmarkt
Kurfürstliches Gärtnerhaus
Da wie bekannt der Kunstverein in diesem Jahr nicht in der LaLage ist, einen `Bonner Kunstmarkt´ stattfinden zu lassen, veranstalten die Mitglieder der Künstlergruppe Bonn im Kurfürstlichen Gärtnerhaus einen `kleinen Kunstmarkt ´78´“ (Einladung)
1979
Das Kind in künstlerischer Darstellung
Terassensaal der Stadthalle Bad Godesberg
1979
Neue Mitglieder und Freunde
Haus an der Redoute
„Wenn Künstlergruppen, wie derzeit die Bonner im Haus an der Redoute, ihre neuen Mitglieder vorstellen, so hat das in jedem Falle seinen Reiz. Man ist neugierig, was sich ankündigt für die Zukunft …
Daß letztlich das verstorbene Mitglied der Bonner Künstlergruppe Etta Diedrichs hier im Kreis der jüngeren Kollegen mit einer Präsentation ihres Werkes noch einmal geehrt wird, verdient besondere Erwähnung. Die größere Gruppe der Aussteller, acht Künstler an der Zahl, sind indes Freunde und nicht Mitglieder der Künstlergruppe. `Die Künstlergruppe sieht es als wichtigen Beitrag für das Bonner Kulturleben, junge Künstler zu fördern – auch solche, die nicht Mitglieder sind.´(Katalog)“ (GA, 4. Oktober 1979, Annelie Pohlen)
1979
9. Kunstmarkt
Lese (Haus der evangelischen Kirche, Bonn)
1980
Innenräume – Außenräume
Haus an der Redoute
„Farbräume und Landschaftsräume, Interieurs und Architekturen, Grotesken, Phantasien und Träumereinen – ein breites Spektrum an Impressionen und Imaginationen bieten 23 Künstler der Künstlergruppe Bonn, die unter dem Thema `Innenräume – Außenräume´ den eindrucksvollen und überzeugenden Beweis antreten, daß die traditionellen Gattungen der Kunst – allen Unkenrufen zum Trotz – nichts von ihrem kreativen Reservoire eingebüßt haben. “ (GA, 15. September 1980, Monika Jühlen)
„Goethe zufolge `Nichts ist innen, nichts ist außen, denn was nicht drinnen ist, ist draußen´, den Ernemann F. Sander , Vorsitzender der Gruppe, zum Vergnügen der Vernissagegäste zitierte, läßt die Behandlung des Themas einen großen Spielraum zu.“ (BR, 13. September 1980, Ulrike Mond)
1980
Kunstmarkt ´80
Lese (Haus der evangelischen Kirche, Bonn)
„Ernemann Sander, Vorstandsmitglied des Bonner Kunstvereins und Vorsitzender der Bonner Künstlergruppe, hatte die Sache in die Hand genommen, und schon konnten auf dem diesjährigen Kunstmarkt der Bonner Künstler im Haus der Evangelischen Kirche zwanzig Künstler mehr untergebracht werden als im vergangenen Jahr. Nun sind es etwa hundert, die ihre Werke ausbreiten, eine Präsentation, die etwa eine Mischung aus Weihnachtsmarkt und Ausstellung abgibt.“ (GA, 24. Novermber 1980, Annelie Pohlen)
1981
Druckgrafik
Haus an der Redoute
1981
Kunstmarkt ´81
Bernatzgebäude, Bonn
1982
Zeichnungen
Haus an der Redoute
„Die Zeichnung nimmt in der gegenwärtigen Kunstszene einen nicht unerheblichen Stellenwert ein. So erfüllt die Ausstellung mit Zeichnungen der Künstlergruppe Bonn im Haus an der Redoute nicht nur den Zweck eine Vielzahl von Künstlern in einem nicht eben riesigen Ausstellungsraum angemessen vorzustellen, sondern wird auch dem Interesse vieler Besucher gerecht. Nun wird man die 70 Exponate von 23 Künstlern zwar eher unter traditionellen Gesichtspunkten des Mediums sehen müssen …
In der zeichnerischen Disziplin zeigen sich die schöpferischen Fähigkeiten des Künstlers bisweilen stärker als im großen Oevre. die Zeichnung erlaubt in der Regel weniger Korrekturen als die Gemälde in Öl. Da muß der Strich sitzen, will man das Werk zu glücklichem Ende führen. Und dort, wo die Spontaneität zum Zuge kommt – was ja beileibe kein ausschließliches Kriterium der Zeichnung ist -, verliert sie sich weniger im aufgeblähten Pathos, wie manches größeres Werk …
Spannung erhält diese Ausstellung aus der Doppelpoligkeit von spontaner Skizze und präziser, schöpferischer Konstruktion.“ (GA, 24. März 1982, Annelie Pohlen)
1982
Bonner Künstler aktuell
Städtisches Kunstmuseum Bonn
1982
Kunstmarkt ´82
Frauenmuseum, Bonn
1983
Landschaften
Städtisches Kunstmuseum Bonn
„Die Ausstellung zeigt in einer einfühlsam arrangierten Schau eine Auswahl von Arbeiten zum Themenbereich `Landschaften´. Insgesamt sind 23 Künstler mit 40 Werken vertreten.
Die Bildgattung Landschaft kann in der Kunstgeschichte auf eine ebenso traditionsreiche, wie auch traditionsbeladene Geschichte zurückblicken … Die Ausstellung in der Redoute spiegelt das breite Spektrum verschiedenartigster aktueller Interpretationen wieder. Angefangen mit Werken innerer und äußerer Landschaftsbezogenheit, mit Landschaftsimpressionen, Betonlandschaften bis hin zu Traum- und Alptraumlandschaften zeigt sie diese Thematik in den mannigfachsten Veriationen …“ (BR, Nr. 207, Birgit Schönteich)
„Aber fast allen Werken ist gemeinsam, daß es sich nicht um `heile´ Landschaften handelt, irgendein Makel ist meistens zu sehen, sei es nun ein bedrohlicher Stacheldrahtzaun oder ein dunkler Trümmerhaufen. Die Welt zerspringt in ihre Einzelteile, ein traditionelles `Ganzes´ läßt sich kaum noch erfassen und auf die Leinwand bannen.“ (GA, 10./11. September1983, Angela Sellner)
22. November 1983, Mitgliederversammlung:
Aufgrund persönlicher Vorwürfe: mangelnder Informationsfluß, Eigenmächtigkeiten, vor allem aber weil er lange genug Vorsitzender gewesen sei und einem Jüngeren Platz machen wollte, erklärte Ernemann Sander zur Bestürzung aller Anwesenden seinen Rücktritt. “ (Protokoll)
Wahl des neuen 1. Vorsitzenden: Einziger Kanidat: Horst Rave
„Die Abstimmung findet schriftlich und geheim statt. Ergebnis: 24 gültige Stimmen werden abgegeben. Davon stimmen 19 Mitglieder mit Ja für Horst Rave, 2 mit Nein, 3 Stimmen sind Enthaltungen. Damit ist Horst Rave merheitlich als 1. Vorsitzender gewählt. Er nimmt die Wahl an.“ (Protokoll)